Sonntag, 5. November 2006

Zensur an der Humboldt-Universität

Wie die Berliner Zeitung in einem Artikel von gestern berichtet, ist an der Humboldt-Universität zu Berlin die Aufführung des Films Loose Change, die sich kritisch mit den Ursachen und Urhebern der Anschläge des 11. September 2001 in den USA auseinandersetzt, verboten worden.

Mir steht der Mund vor Fassungslosigkeit offen. Der Film verstößt nicht gegen geltendes Recht. Er verstößt noch nicht einmal gegen den guten Geschmack, auch dann nicht, wenn man sich den Schlussfolgerungen der Filmemacher nicht anschließen will. Es geht ja auch wohlgemerkt nicht um eine etwaige offizielle Stellungnahme der HU-Historiker zu diesem Tag, sondern um die Aufführung eines Films. Es wäre unzutreffend, dies nicht als Zensur zu bezeichnen.

Natürlich hat die Universitätsleitung das Recht, insbesondere das Hausrecht, auf ihrer Seite. In diesem Fall hat sie es missbraucht. Die Unterdrückung kritischer Stimmen wirft ein schlechtes Licht auf die Universität, ein viel schlechteres, als die Aufführung eines umstrittenen Films es hätte tun können. Ich schäme mich, mit dieser Universität in Beziehung gebracht werden zu können.

Montag, 18. September 2006

Chaos bei Berliner Kommunalwahlen

Die Wahlbeteiligung bei den gestrigen Kommunalwahlen in Berlin war erschreckend niedrig. Doch wie es scheint, ist zumindest ein Teil der Probleme den chaotischen Zuständen während der Wahl geschuldet.

An dem Ort, an dem ich immer wähle, gab es bislang zwei benachbarte Wahllokale in einem Kindergarten. Was die Verantwortlichen dazu bewegt hat, bei dieser Wahl nur ein Wahllokal zu eröffnen, wird ein Rätsel bleiben: Immerhin ist diese Wahl für die Lichtenberger eine überaus komplizierte, mit sieben zu setzenden Kreuzen auf fünf Stimmzetteln (will man keine ungültige Stimme haben). Wenig überraschend vollzog sich die Wahl demnach quälend langsam.

An den nur zwei statt wie sonst vier Kabinen entstand ein Stau, und manch ein Wähler musste eine halbe Stunde warten, ehe er zur Tat schreiten konnte. Nun ist eine Kommunalwahl kein Konklave, für das alte Männer Reise und Entbehrungen in Kauf nehmen. Es ist nicht abzusehen, wie viele Wähler in dieser Situation auf dem Absatz kehrt machten und nicht wieder gesehen wurden.

Den Wahlhelfern ist dabei kein Vorwurf zu machen. Nach Stunden endlich kam die dritte angeforderte Kabine, eine weitere war zwischenzeitlich mit Stellwänden eingerichtet worden. Die nunmehr vier Kabinen waren fast durchgängig belegt. Nicht auszumalen, was mit nur zwei Kabinen geschehen wäre. Eine höhere Wahlbeteiligung als 60% war an diesem Tag in diesem Wahllokal technisch schlicht nicht möglich.

Es stellt sich auch die Frage, ob es den Freiwillgen tatsächlich zuzumuten ist, über 4000 Stimmzettel (und bei höherer Wahlbeteiligung hätten es ja auch wesentlich mehr sein können) auszuzählen, und das teilweise (im Falle des Lichtenberger Bürgerbegehrens) auch noch mehrmals (regulär, versteht sich, nicht erst, wenn man sich verzählt, das fällt ja unter „selbst schuld“). Beruhigend und furchteinflößend zugleich fand ich die Meldung meiner Zeitung, das vorläufige Endergebnis liege noch nicht vor, da um ein Uhr nachts in einigen Pankower Wahllokalen die Auszählung noch nicht beendet sei. Also Chaos nicht nur bei uns. Mehr als sieben Stunden Auszählung von Leuten, die an einem Sonntag um sechs aufgestanden sind.

Montag, 14. August 2006

Datenschutz bei Edeka

Neulich in einem Edeka Neukauf irgendwo in der Provinz: Ein paar Sachen zur Kasse getragen, EC-Karte daneben gelegt. Es kam die Aufforderung, den Personalausweis vorzuzeigen. Nicht etwa, um nur kurz zu überprüfen, nein, die Ausweisnummer wandert mit auf den zu unterschreibenden Kassenbon. Nun war der Ausweis nicht da. Das resultierte in einer langen, hitzigen Diskussion. Schließlich, im Beisein der Filialleiterin, wurde großzügig („Nur diesmal“ – das ist Schwachsinn, wenn man das erste und letzte Mal in einem Laden ist) auf die Vorlage verzichtet. Neben die Unterschrift solle man doch nur kurz seine Adresse schreiben.

Das zeigt uns einiges. Datenschutz ist nicht in den Hirnen der Leute. Edeka betreibt hier eine unzulässige Datensammlung ohne Datenschutzerklärung. Die Käufer stören sich nicht daran. Noch dazu muss man sich die Nutzlosigkeit vor Augen führen: Wenn ich keinen Ausweis dabeihabe, kann ich doch, ohne das es überprüft werden kann, eine völlig beliebige Adresse angeben. Sicherheitsgewinn: Null. In einem Laden, in dem die Verkäufer nicht die Unterschrift aufmerksam prüfen und daher zu zusätzlichen Maßnahmen greifen, kann ich davon ausgehen, dass jeder Zweite auch mit einem fremden Personalausweis nicht auffällt.

Lieber gehe ich da zur Konkurrenz, die die 2,50€ bezahlt hat und ein Gerät mit PIN anbietet.

Dienstag, 25. Juli 2006

Freundliche Engländer?

Man hat ja so seine Vorurteile: Der Amerikaner ist überfreundlich, aber einmal die Stimme erhoben, wenn ein Sicherheitsbeamter in derselben Stadt ist, und man wird abgeführt. Der Engländer ist distanziert höflich, aber im Grunde ein guter Mensch. Dennoch wäre ich nicht in Orlando, sondern in London fast eingebuchtet worden.

Das kam so: In weiser Voraussicht, wissend, dass ich auf dem Rückweg wenig Zeit haben würde, kaufte ich mir schon auf dem Hinweg zwei Fahrkarten für die U-Bahn. Nun, auf dem Rückweg spuckte das „Drehkreuz“ meine Karte wieder aus, öffnete sich aber nicht. Wie sich herausstellte, sind solche Karten nur am Tag des Kaufs gültig. Ich könnte mich darüber aufregen, aber das ist eine andere Geschichte. Noch während meiner ungläubigen Diskussion mit einer U-Bahn-Angestellten schob sich ein Männchen in Uniform zwischen uns und verwies mich barsch auf die Schalter. Da ich nicht sofort sprang, meinte er noch, wie ungeheuer großzügig er mit seinem Angebot gewesen sei, und wenn ich nicht sofort verschwände, würde er mich melden.

Wie ich es hasse, wenn Leute mit Hauptschulabschluss sich wichtig tun.

Sonntag, 23. Juli 2006

Der Fahrstuhl

Ich hasse den Fahrstuhl. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt eine halbe Minute. Ich habe auch schon mal zwei Minuten da gestanden. Und das ganz für läppische zwei flache Etagen!

Warum nehme ich nicht die Treppe? Nun, die führt nach außen, eher zur Evakuierung, und nicht durch die Lobby. Und wenn ich von außen rein will, stelle ich fest, dass die Tür nur von innen öffnet. Während ich im Fahrstuhl immer Leute treffe, habe ich noch nie jemanden außer mir im Treppenhaus erlebt. Es scheint für die Amerikaner schlicht nicht zu existieren. Dazu passt, dass es kahler Beton ist und schlecht beleuchtet. Dort soll niemand sein.

Samstag, 22. Juli 2006

Orlando

Es ist warm. Ziemlich warm. Allerdings nicht so warm wie zu Hause. Gewissermaßen bin ich abgehärtet. Die Luftfeuchtigkeit ist natürlich sehr hoch. Solange man langsam läuft, ist alles in Ordnung. Schließlich muss ich hier nicht S-Bahn fahren. Nur wenn die Sonne einem direkt ins Gesicht schein, tut es weh.

Das Hotel hier ist gut ausgestattet. Ist eine Feriensuite für Familien, die in Orlando Urlaub machen. Voll ausgestattet mit Kühlschrank und Mikrowelle und Geschirrspüler. Allerdings alles amerikanischer Standard, und der ist einfach mal immer zwei Stufen unter unserem. Die USA sind ein merkwürdiges Land, einerseits das fortschrittlichste, wenn man sich Wissenschaft und Militär anschaut, aber im täglichen Leben meilenweit zurück. Ach so, und außerdem ist alles 15 Jahre alt, und das merkt man deutlich.

Mein Zimmer ist groß und ruhig. Die Klimaanlage hält es kühl, aber nicht kalt. Der Fitnessraum ist, na ja, da. Der Pool ist schön, aber ein bisschen zu warm, finde ich. Man kann es hier aushalten.

An meinem freien Tag habe ich etwas floridatypisches unternommen: eine Fahrt auf einem Airboat, also einem dieser flachen Dinger, die keinen Tiefgang haben, über das Wassergras gleiten und mit einem riesigen Ventilator hinten angetrieben werden. War zwar nur am Ufer eines großen Sees und nicht in den Everglades (die sind weit im Süden), aber immerhin.

Mal sehen, ob ich noch zum Shoppen komme. Hier gibt es zwar auch nicht mehr als zu Hause, und billiger ist es auch nicht unbedingt, aber einkaufen in kilometerlangen Malls hat was.

Mittwoch, 19. Juli 2006

Virgin Atlantic

Nachdem British Airways keinen Union Jack mehr zeigt, hat Virgin Air diese Rolle gerne übernommen und auf jedem Flugzeug steht »Britain’s Flag Carrier«. Zurecht:

britain-s-flag-carrier

Ich hatte das unverschämte Glück, schon wieder keinen Nebenmann zu haben. Sir Richard Branson wünscht (fast) persönlich einen guten Flug. Das Essen ist gut, kamen fünf Mal rum mit Essen, Snack, Eis…

Nur die Unterhaltungsanlage, auf die sie ungeheuer stolz sind, ist nicht ganz so klasse wie angekündigt. Da können sie sich noch etwas von Singapore Airlines abgucken.

Gatwick

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Tegel mag? Ich bin ungelogen vom Taxi bis zur Maschine keine 100m gelaufen. Passkontrolle und Sicherheitsüberprüfung jeweils 10 Sekunden.

Gatwick ist anders. Zuerst einmal ist der Flughafen noch nicht einmal in der Nähe von London, genausowenig wie Stansted, wo ich herkam. Vom Zug bis zum Schalter waren es schon ein paar Minuten, aber dann kam es erst richtig: Die acht Schlangen vor der Sicherheitskontrolle waren jeweils 30m lang. Ich habe fast 20 Minuten da durch gebraucht. Die 10 Minuten strammer Fußmarsch von dort bis zum Flugzeug waren dagegen Pillepalle.

Air Berlin

Aufgrund meines engen Zeitplans sah ich mich gezwungen, die unverschämte Bitte zu äußern, mein Gepäck mit in die Maschine zu nehmen. Die freundliche Mitarbeiterin wog meine Tasche, stellte fest, dass sie zu schwer sei, aber es gerade noch ging, und erlaubte mir den Eintritt. Damit es nachher schneller geht, bekam ich sogar einen Sitzplatz in der zweiten Reihe, und als ob das noch nicht genug sei, blieb der Platz neben mir leer.

Positiv: Die bequemen Stühle mit viel Beinfreiheit, Leder; fühlte sich fast wie Business-Class an. Negativ: Das Essen war ein Witz, ein kleines Sandwich. Das zwang mich in London zu verzweifelten Crisps- und Schokoriegel-Käufen.

Freitag, 14. Juli 2006

Mehr Kinder – weniger BAföG

Eine weitere absurde Anekdote aus dem Dschungel von nicht aufeinander abgestimmten Paragraphen. Meine Frau bekommt jetzt weniger BAföG, und zwar weil sie ein Kind bekommen hat.

Wie kann das sein? Nun, sie teilt sich jetzt ihre Wohnung mit einer Person mehr. Damit entfällt weniger auf ihren Anteil, also hat sie geringere Mietkosten, also weniger Bedarf, also auch weniger Anspruch. Das Neugeborene könne schließlich Wohngeld beantragen, so die Begründung. Da dort aber wieder ganz andere Berechnungsgrundlagen gelten, gibt es kein Wohngeld, und damit allem Widersinn zum Trotz am Ende weniger Geld bei mehr Kindern.

Habe ich schon erzählt, wie unser Familieneinkommen durch Heirat gesunken ist? Ein andermal vielleicht…

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Dr. Eckart von Hirschhausen
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