Chaos bei Berliner Kommunalwahlen
Die Wahlbeteiligung bei den gestrigen Kommunalwahlen in Berlin war erschreckend niedrig. Doch wie es scheint, ist zumindest ein Teil der Probleme den chaotischen Zuständen während der Wahl geschuldet.
An dem Ort, an dem ich immer wähle, gab es bislang zwei benachbarte Wahllokale in einem Kindergarten. Was die Verantwortlichen dazu bewegt hat, bei dieser Wahl nur ein Wahllokal zu eröffnen, wird ein Rätsel bleiben: Immerhin ist diese Wahl für die Lichtenberger eine überaus komplizierte, mit sieben zu setzenden Kreuzen auf fünf Stimmzetteln (will man keine ungültige Stimme haben). Wenig überraschend vollzog sich die Wahl demnach quälend langsam.
An den nur zwei statt wie sonst vier Kabinen entstand ein Stau, und manch ein Wähler musste eine halbe Stunde warten, ehe er zur Tat schreiten konnte. Nun ist eine Kommunalwahl kein Konklave, für das alte Männer Reise und Entbehrungen in Kauf nehmen. Es ist nicht abzusehen, wie viele Wähler in dieser Situation auf dem Absatz kehrt machten und nicht wieder gesehen wurden.
Den Wahlhelfern ist dabei kein Vorwurf zu machen. Nach Stunden endlich kam die dritte angeforderte Kabine, eine weitere war zwischenzeitlich mit Stellwänden eingerichtet worden. Die nunmehr vier Kabinen waren fast durchgängig belegt. Nicht auszumalen, was mit nur zwei Kabinen geschehen wäre. Eine höhere Wahlbeteiligung als 60% war an diesem Tag in diesem Wahllokal technisch schlicht nicht möglich.
Es stellt sich auch die Frage, ob es den Freiwillgen tatsächlich zuzumuten ist, über 4000 Stimmzettel (und bei höherer Wahlbeteiligung hätten es ja auch wesentlich mehr sein können) auszuzählen, und das teilweise (im Falle des Lichtenberger Bürgerbegehrens) auch noch mehrmals (regulär, versteht sich, nicht erst, wenn man sich verzählt, das fällt ja unter „selbst schuld“). Beruhigend und furchteinflößend zugleich fand ich die Meldung meiner Zeitung, das vorläufige Endergebnis liege noch nicht vor, da um ein Uhr nachts in einigen Pankower Wahllokalen die Auszählung noch nicht beendet sei. Also Chaos nicht nur bei uns. Mehr als sieben Stunden Auszählung von Leuten, die an einem Sonntag um sechs aufgestanden sind.